Nazis und Populärkultur
- warum schwarze Uniformen sexy und Lichtdome erhaben wirken

"Der Lichtdom ist eine visuelle Inszenierung des Kollektivs, deswegen heisst er "Dom". "Lichtkirche" träfe die Absicht noch genauer. Der Lichtdom verlängert den Raum, den unten das Volk besetzt, nach oben ins Unendliche. Er bildet ein Zeichen für eine ätherische "unsichtbare Masse" (Elias Canetti), den sichtbaren Anspruch, überall und sehr viele zu sein. Der Lichtdom formt ein imaginäres Bauerk, das den Einzelnen zu einem winzigen Wesen schrumpfen lässt, dem es nur übrig bleibt, über das Erhabene, über die über- und unmenschliche Dimension zu staunen. Der fromme Schauder unter dem Lichtdom ist die Antizipation der freiwilligen Unterwerfung unter das Kollektiv. Lichtdom und Fackelzug sind zwei Versionen desselben Sachverhalts: der Mensch zwingt auf symbolischer Ebene Chaos zur Ordnung Ein Fackelzug ist ohne die in geordneten Reihen Marschierenden undenkbar; das loderne Feuer prolongiert die Gewalt der Masse mit dem Kode der Naturgewalt."

"Es geht um eine Ästhetik der Gegenmoderne, die modern sein will, sich zur Avantgarde stilisiert, aber in Wahrheit das Vergangene beschwört. "Modern" kann und muss heute ausnahmlos im Kode einer Jugend- oder Subkultur auftreten. "

"Mit "Neofolk" kommt das deutsche Volkstümliche unter einer anglizistischen Tarnkappe daher. In Gothic, der Musik der Grufties, fliessen zwei kulturelle Trends zusammen: zum einen die pubertäre Sehnsucht, die das tiefe Gefühl auslotet, um zu sich selbst und die Grenzen zu finden, eine notwendige Episode der Identitätsfindung, aber in Permanenz, zum anderen der viel ältere Strom der protestantischen Askese und Lustfeindlichkeit, als "pessimistische Lebenseinstellung" kostümiert..."