Dokument 3B5014/Archiv Jenny van Dyke



Schengen Informationssysstem/SIRENE

Koordinationsstab
/operative Aufklärung
/technische Aufklärung
Referat 7A Sicherheit und Abwehr/Hauptkommissar Merk

STRENG GEHEIM!


85 HB 1524 AZ 67/mrk/34020010316

Colonel André Bouteiller
Direction Générale de la Sécurité Extérieure
40AC Section VII/A
Paris via E-Mail/SIRENE 20010316992858W+1 09:07:12

Lieber Kollege!

Hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse unserer Untersuchung zur Kenntnisnahme und Weiterleitung. Da die Sache eilt, entschuldigen Sie bitte eventuelle kleinere Übersetzungsfehler.

  1. Im Rahmen der Operation "Silent Service" wurden folgende Objekte überwacht:
  2. Die Haftbedingungen der "Romana" wurden erleichtert, um durch gezielte Maßnahmen den Aufenthaltsort der "Christa" ermitteln zu können. Die Klinikleitung, vertreten durch Prof. Valmy und Prof. Reye, zeigte sich kooperativ.
  3. "Romana" schrieb am 06.02. einen Brief an "Meyer". "Romana" zeigte sich auch gegenüber dem Vorschlag aufgeschlossen, telefonisch mit ihrer langjährigen Freundin "Christa" Kontakt aufzunehmen.
    Das Telefonat fand am 2.4. um 15.06 Uhr statt. Wie Ihnen bekannt ist, rief "Christa" aus einer Telefonzelle in Rotterdam an. (Mitschrift liegt Ihnen vor: Die Abteilung 16D/Ref. II filterte aus dem Hintergrundgeräusch Lautsprecheransagen des Hauptbahnhofs Rotterdam.) Es konnten keine weiteren Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort der "Christa" gezogen werden.
  4. Unsere Dienststelle brachte in Kooperation mit der Klinikleitung in der letzten Februarwoche Disketten mit steganographischen Programmen in Umlauf. Der Zugang zu diversen Computern, u.a. zu dem der Klinik-Bibliothek, gilt unter den Patienten der Klinik als Privileg. "Romana" wurden diese Disketten von kooperationswilligen Mitarbeitern der Klinikleitung zugespielt, so daß sie annehmen mußte, diese seien illegal in die Klinik gelangt.
  5. "Romana" versteckte unter Zuhilfenahme des Computers der Klinik-Bibliothek zwei Texte in den Graphiken, die dem Brief an "Meyer" beigefügt wurden. Sie benutzte die Programme Pretty Good Envelope sowie S-Tools. (vgl. die vorläufige Analyse). Trotz der Videoüberwachung gelang es nicht, die von "Romana" benutzten Paßworte einzusehen. Unsere Dienststelle untersuchte die Festplatte des von "Romana" benutzen PCs und konnte die von ihr gelöschten Paßworte sichtbar machen. Die beiden Texte sind identisch. Eine der von "Romana" verschickten Graphiken wurde von der Klinikleitung einbehalten.
  6. Unsererseits bestehen keine Bedenken gegen einen weiteren Kontakt zu "Meyer", der wöchentlich bei seiner zuständigen Dienststelle rapportiert.
  7. Wir schlagen vor, wie schon telefonisch erörtert, die allgemeinen Sicherheitsbedingungen zu verschärfen, insbesondere in der letzten Aprilwoche. Eine Terrorgruppe um "Christa" plant wahrscheinlich, sich am 28. April oder an den folgenden Tagen als Besucher Zutritt zur Klinik zu verschaffen. Dabei soll die elektronische Sicherheitsanlage ausgeschaltet werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich unter den Mitarbeitern der Klinik Personen befinden, die mit den Ideen der "Romana" sympathisieren.

gez. Robert Merk, Hauptkommissar