Dokument 2B3489 /Archiv Jenny van Dyke


Seen-by: Prof. Dr. A. Valmy, Psychiatrische Rehabilitationsklinik Ville St. Neuf, Station VII. Freigegeben am 02.03.01, Zeit: 17.06.07W+1
Seen-by: Prof. Dr. Gaston Reye, Verwaltung/Leitung
Kommentar: Eine Graphik dieser E-Mail wurde gelöscht. Laut Beschluß der Klinik-Leitung v. 1.8.1999 dürfen elektronische Briefe der Patienten 35 KB nicht überschreiten. Freigegeben am 02.03.01. Zeit: 20.10.57W+1

AZ 78/68a/9920010302

Empfänger: Pierre Dubois
Betreff: Einstein-Bose-Kondensat
Absender: Jenny van Dyke
Datumscode: 200103024172009W+1 02.03.01, 09:20:09

Ville St. Neuf, am 2.3.01
Lieber Pierre!
Vor einem Monat sagte mir Professor Valmy, meine Genesung schreite stetig voran. Deshalb darf ich jetzt in der Klinik-Bibliothek herumstöbern. Der Computer hier gehört zwar in ein Technik-Museum :-) - ich kann aber die gut bestückte naturwissenschaftliche Abteilung durchforsten. Nur der Sitz macht mir Sorgen, wegen meines lädierten Rückgrats - die Lehne des STuhls ist zu niedrig.
Zu Deinem hübschen und guten Envelope: Einstein hat damals vorausgesagt, daß sich ein Gas in unmittelbarer Umgebung des absoluten Temperaturnullpunkts ändern würde. Das Kondensat reagierte - so seine Prophezeiung - bei extrem tiefer Temperatur auf äußere Einflüsse wie ein Ganzes, obwohl zwischen den Atomen kaum noch Kräfte wirken.

Dieser Effekt wird "Einstein-Bose-Kondensat" genannt und ist schon in den neunziger Jahren praktisch bewiesen worden - wenn ich mich recht erinnere - von Eric Cornell und Team. Sie haben Rubidium-Gas auf 170 Milliardstel Kelvin abgekühlt. Cornell arbeitete damals mit Laserkühlung und sperrte die Atome mittels Radiowelle in eine magnetische Falle. Die Graphiken zeigen das: Die Temperatur sinkt von rot nach blau. In einem Bericht, den ich hier in der Bibliothek gefunden habe, steht, daß sie den angestrebten Zustand 15 Sekunden aufrechterhalten konnten. Der Effekt trat, wie Einstein richtig vermutete, ein: Alle Atome des Kondensats besaßen die gleiche Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung.

Ich hoffe, daß die Zensurbestimmungen sich lockern werden, wenn meine Gesundung fortschreitet. Prof. Reye deutete an, daß eventuell auch eine Besuchserlaubnis in Frage käme, natürlich nur nach Rücksprache mit dem Verteidigungsministerium.
Bitte doch Cecile, falls Du ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort kennst, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich habe von Professor Valmy die Erlaubnis zu diesem Telefonat bekommen. Cecile soll mich über das Sekretariat der Klinik anrufen. Sie wird sofort weiterverbunden werden.
Jenny