[Informationen über Burkhard Schröder] [Suchmaschinen] [Medien im Internet] [Antifa, Nazi-Links] [Kryptographie und Steganographie] [Interessante Links] [Infos zu HTML] [SF-Krimi I] [SF-Krimi II] [Tron - Tod eines Hackers] [Internet-Literatur] [Journalistische Recherche im Internet] [E-Mail] [Startseite] [Sidemap]
.
Dieser Artikel erschien in:
Jens Mecklenburg (Hg.):
Was tun gegen Rechts?
Berlin 1999.
Elefantenpress Antifa-Edition.
[Das Buch bei
amazon.de
bestellen!]
.Ignore this sign!
  1. Es wird angenommen, Lehrer seien in der Lage, Schüler zu erziehen. Diese Erwartung, ja Hoffnung erweist sich häufig als trügerisch. Insbesondere in den neuen Bundesländern hegen Pädagogen noch die Erwartung, man könne Jugendliche "formen", der heranwachsende Mensch sei eine Art Knetmasse, der die Schule eine moralische, sittliche, also: vernünftige Gestalt zu geben habe. Leider schwebt dieser Anspruch nur als hehres Motto über dem Alltag. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wie - jenseits des staatlich verordneten Lehr"plans" - Worte, Argumente, Ideen in die Köpfe der Klientel gelangen, was sie dort anrichten und - die schwierigste Frage - wie man falsche Ideen dort wieder hinausbekäme.

    Zugunsten der Pädagogen sei gesagt, daß sie von niemandem Hilfe bekommen. Wie muß ein Lehrer sein und auftreten? Wie müssen er oder sie argumentieren? Was kann falsch gemacht werden? Keine wissenschaftliche Disziplin, weder Pädagogik noch Psychologie geben Handreichungen, wie die ohnehin schon äußerst strittigen Fragen der Wirkungsforschung von Medien, der politischen Bildung, wie etwa die fachlichen Inhalte des LER-Unterichts (Lebenskunde, Ethik, Religion) konkret in der Schule umzusetzen seien.

    Das gilt insbesondere für die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus. Die Schule als autoritäre Institution bestätigt nur vorhandene Einstellungen, sie beeinflußt sie wenig oder gar nicht. Wer glaubt, "vernünftige" Argumente änderten eine politische Meinung, Aufkärung klärte auf, hängt einem Ideal an, das zwar moralisch hochwertig, aber schon zu Zeiten Pestalozzis falsch war. In den neuen Bundesländern wiederholen sich die Fehler der aktuellen Sozialarbeit in der Schule: Man glaubt angesichts der Erfahrungen der DDR, es sei wenig hilfreich, die "richtige" Weltanschauung drei Mal täglich zu präsentieren, womöglich mit dem mahnenden und warnenden Zeigefinger, besonders dann, wenn es um antisemitische und rassistische Einstellungen der Schüler geht. Erziehung zur Moral - und nur um die geht es - kann jedoch nie unpolitisch sein. Wenn Lehrer glauben, sie könnten ihre eigene Meinung zu einem heiklen Thema verbergen, sie müßten "neutral" sein, heucheln sie - keinem Schüler wird das entgehen. Glaubwürdigkeit jedoch ist die Voraussetzung, um überhaupt eine Chance zu haben, mit der zu "erziehenden" Klientel in’s Gespräch zu kommen. Glaubwürdigkeit setzt sich aus drei Faktoren zusammen: eine zuvor getroffene moralische und nachvollziehbare Entscheidung, Wissen über das, was man im Unterricht behandelt (Quizfrage für Lehrer und Rechtsextremismus-Experten: Was ist ein Renee?), die Fähigkeit, Moral und Wissen unterhaltsam, das heißt in Anlehnung an die Medienerfahrung heutiger Schüler, vermitteln zu können.

    Jeder Mensch hat das Recht und die Möglichkeit, ein sittlich verkommendes Leben zu führen, Rassist und Antisemit zu sein, Gewalt gegen politische Gegner auszuüben, alle gesellschaftlichen Regeln zu verhöhnen - man darf sich nur nicht erwischen lassen oder an ein "Jüngstes Gericht" glauben. Wer sich nur als guter Mensch gibt, weil das ein garantiert hohes gesellchaftliches Ansinnen garantiert (das vorherrschende Motiv bei "Prophylaxe jedweder Art), ist nicht glaubwürdig: Das Motiv ist nicht hinreichend begründet. Wer ein guter Mensch nur deshalb ist, weil ihm der Schneid fehlt, ein grundlegend böser Mensch zu sein und auf Sitte und Anstand zu "pfeifen", ist nicht glaubwürdig, sondern nur feige. Das Motto "ich bin häßlich, brutal und gemein - und ich bekenne mich dazu!" fasziniert Jugendliche mehr, als Lehrer sich selbst eingestehen wollen. Ein Lehrer, dessen Freizeitgestaltung in Kegelabenden und im Genuß musikalischer Arrangements à la Zillertaler Herzbuben besteht, hat als Vorbild und in Konkurrenz zu dem "Thrill" von Randale am Wochenende oder gegen "No Remorse", "Elbsturm" oder "Skrewdriver" keine Chance, Aufmerksamkeit zu erregen.

    Wie soll die Schule aber eine moralische Haltung durch "Sachunterricht" vermitteln? Ist der Mensch moralisch gut, weil ihm die Argumente, die dafür sprechen, vor seiner Entscheidung, kein böser Mensch zu sein, präsentiert wurden, womöglich mit Hilfe von Overhead-Folien? Funktioniert das, oder ist das eine ebenso fromme Täuschung wie die Hoffnung, man könne "Drogenprophylaxe" betreiben?

    Die Basis der "Rechtsextremismusprophylaxe" in der Schule besteht aus einem Sammelsurium kulturpessimistischer Vermutungen, vergleichbar mit der Werbebotschaft der deutschen Sportvereine: Wer sich nur irgendwie engagiert, hat recht, ganz gleich, um was es sich handelt. Am Anfang war der junge Mensch gut, dann lief etwas schief. Wir tun etwas, wir reparieren ihn, wir machen fit gegen Drogen, Gewalt, Rechtsextremismus, Sekten (zutreffendes bitte ankreuzen). Wir meinen es gut. Je nach politischer Überzeugung sind an Rechtsextremismus schuld: die fehlenden Väter, die alleinerziehenden Mütter, die angeblich weder Grenzen setzen noch Werte vermittlen können, die Arbeitslosigkeit, fehlende Lehrstellen, Langeweile, Destabilisierung sozialer Milieus, Langeweile, der Kapitalismus, Werteverfall, der Staat. Irgendwie war früher alles besser: Wenn die Deutschen nicht mehr arbeiten dürfen oder können, werden sie beinahe automatisch asylberwerberInnenfeindlich (um die euphemistische Begriffsverwirrung auf die Spitze zu treiben). Wie unsinnig diese Annahmen sind, beweist schon die Tatsache, daß sich bisher niemand erdreistet hat zu behaupten, auch nur eine der angeblichen Ursachen für Rechtsextremismus sei an den weit verbreiteten antisemitischen Vorurteilen unter Schülern und auch unter Erwachsenen schuld. Antisemitismus ist aber die wichtigste ideologischen Klammer aller rechtsextremer Gesinnungssegmente seit Anfang dieses Jahrhunderts. Der Tenor der Bestrebungen in der Schule gegen "Rechtsextremismus" ist daher in der Regel mit einem "ungenügend - Thema verfehlt" zu bewerten.

  2. Ortstermin in Sachsen: ein Gymnasium einer Kleinstadt im Muldentalkreis. Achtzig Schüler, die zehnten Klassen, warten in der Aula. Es soll jemand kommen, so sagten die Lehrer, der ihnen etwas zum Thema "Rechte Szene" erzählte. In der ersten Reihe (Gymnasium!) sitzen rund ein Dutzend komplett uniformierter "Glatzen", inklusive Gauaufnäher, aber keine dieser Symbole sind, weil es sich kluge "Glatzen" handelt, die sich informieren, verboten. Nur einer der Lehrer hat sich beim Landeskriminalamt erkundigt, die anderen sind desinteressiert. Dieser Lehrer ist aus Freiburg eingewandert und beklagt sich darüber, daß er allein die Schule und den Direktor habe "beknieen" müssen, sich des Themas in Form einer öffentlichen Veranstaltung anzunehmen. Er fürchtet, wahrscheinlich aus Erfahrung, die Schüler würden sich langweilen, und die Glatzen würden provozieren. Warum sonst säßen die alle in der ersten Reihe? Weitere Vertreter der Lehrkörpers haben sich an den Rändern der unruhigen Masse plaziert, um diese notfalls kraft Autorität und mit Strafandrohung ruhig zu stellen.

    Schüler der neunten und zehnten Klassen sind nicht durch Inhalte korrumpierbar. Mag das Thema auch noch so moralisch hochwertig sein - wer auch nur eine Minute langweilt, fällt gnadenlos durch. Die ersten zwei oder drei Minuten entscheiden: Ist der da vorn glaubwürdig - oder zum Gähnen? Gibt es jetzt zwei Stunden moralinsaure Traktate? Redet der wie ein Finanzbeamter oder gar wie ein Professor? Weiß der, wovon er redet? Was will der von uns? Ist der eitel? Hat der den unstillbaren Drang, sich unbedingt mitteilen zu müssen? Nimmt der sich selbst übermäßig ernst? Fragen, die Jugendliche sich stellen und die denen ähneln, die sich zu Beginn eines Videoclips ergeben, der in einem Musiksender läuft und bei dem man sich ebenso in Sekundenschnelle entscheidet, ob man ihn bewußt wahrnehmen will oder nur als Hintergrundgeräusch ablaufen läßt.

    Was kann das Ziel einer Veranstaltung mit "aufklärerischen" Anspruch sein? Auf keinen Fall Aufklärung. Ein kleiner Test könnte das beweisen: Welche Informationen kann er ein erwachsener Mensch noch einen Tag nach einem Vortrag im Rahmen politischer Bildung abrufen? "Er redete zu ihnen in Gleichnissen", heißt es in der Bibel, die für Fortbildung in Propaganda und Rhetorik mancherlei nützliche Hinweise gibt. "Den Griechen bin ich ein Grieche, den Römern ein Römer, den Heiden ein Heide." Moral läßt sich nur in Form von Geschichten vermitteln, die an der praktischen Alltagserfahrung Jugendlicher ansetzen. Man erzähle nicht "über", sondern "von". Die Erfahrung eines Einwanderers, der einen Vor- und Nachnamen hat, mit rassistischer Gewalt, aus dessen Perspektive - der Opferperspektive - wirkt, wenn der Erzählende glaubwürdig ist, weil jeder Mensch, bis auf nur wenige Ausnahmen, allgemein menschliche Regungen hat, Solidarität zumindest mit denen, die einem nahe stehen, Mitleid, Fürsorge gegenüber Schwächeren. Das gilt auch für Angehörige der rechten Szene. Ein Lehrer kann und muß das ausnutzen.

    Die "Glatzen" in der ersten Reihe unseres Gymnasiums geraten in die Defensive, obwohl keiner auch nur einen Laut von sich gibt. Sie "dürfen" nichts sagen, weil sie damit zugäben, daß sie das Gehörte interessiert. Sie dürfen auch deshalb nichts sagen, weil ihre Selbstinszenierung vorschreibt, in jeder Lebenslage "cool" zu sein. Sie dürfen auch nicht über ironische Bemerkungen zuungunsten der rechten Szene lachen oder grinsen. Die Körpersprache des Publikums ist eindeutig: in diesem Fall wenden sich Dutzende von Augenpaaren zu den Betreffenden, um deren Reaktion zu beobachten. Müssen die Rechten lachen, ist der Bann gebrochen. "Die Zecke" da vorn ("Zecke" ist ein Schimpfwort und der übliche Begriff für "Linke" oder allgemein für den politischen Gegner) kennt sich offenbar aus und hat ein paar glaubwürdige Gründe, kein Rechter zu sein. Das größte Kompliment, das die rechte Szene vergeben kann: In der Pause kommt der "Glatzenhäuptling" der Schule, den die anderen offenbar informiert haben, daß die Angelegenheit nicht zum Gähnen ist, und setzt sich demonstrativ und schweigend auf den Sitz, der dem Vortragenden am nächsten ist. Dummerweise beugt der Häuptling sich bald interessiert vor und vergißt, die Arme vor der Brust zu verschränken. Wer ihn beobachtet, merkt das, auch wenn die Reaktionen auf Gestik und Mimik größtenteils unbewußt ablaufen. Der Lehrer, der die Veranstaltung organisiert hat, fragt vorab besorgt, ob man den Häuptling hinauswerfen soll, weil der nicht zu den zehnten Klassen gehöre. Nein: Man muß den hingeworfenen Handschuh aufheben.

    Ortstermin: eine Gesamtschule in einem sächsischen Ort, der durch seine Brauerei bekannt geworden ist. In einem Plattenbau ist übrigens das Sekretariat immer in der ersten Etage links. Ordnung, Disziplin, Sauberkeit, und ein Preßlufthammer nebenan, der die Veranstaltung untermalt. Niemand trägt textile Ikonen der Rechten. Alle sind lieb und nett und schweigen unerbittlich. Die Lehrerin, die sich später als Aktivistin einer ostdeutschen Partei outet, erträgt die gespannte Stille nicht und platzt heraus: "Aber wir können doch nicht soviele Ausländer nach Deutschland lassen?!" Nach der Frage schaut sie sich kurz im Kreis ihrer Lieben um und nickt dabei, als wenn sie unsicher wäre, ob diese Frage erlaubt sei.

    Die Frage muß man stellen, um kognitive Dissonanz zu erzeugen. Eine der wenigen Möglichkeiten, sowohl Aufmerksamkeit zu erregen als auch vorgefertigte Erwartungen positiv zu enttäuschen, ist, nichtssagende Worthülsen ("Ausländer" bzw. -"feindlichkeit", "Gewalt", "Extremismus") zu vermeiden. "Dissonanz" - als rhetorischer Trick - bedeutet zum Beispiel zu behaupten, die Rechten seien nicht "gegen Ausländer". "Rechts" sein heißt unstrittig, dänische Steuerberater, obzwar Ausländer, unbehelligt zu lassen, aber Deutsche mit einem afrikanischen Elternteil oder Türken mit deutschen Paß anzupöbeln. Neben dem Antisemitismus ist Rassismus die zweite conditio sine qua non jedweder rechter Weltanschauung. Wer das nicht begreifen will, sollte sich der Aufklärung über Ismen oder Gewalt möglichst enthalten. Wir wiederholen: Nicht Extremismus, nicht Gewalt, nicht "Feindlichkeit", nicht "Ausländerhaß", sondern: Rassismus - wie überall auf der Welt.

    Ortstermin: eine Berufsschule in einem sächsischen Ort, der durch ein Pogrom bekanntwurde. Über hundert Schüler, aber niemand, auch nicht die Lehrer, wissen, warum sie in der Aula sind. Es gehe irgendwie über Jugendprobleme, raunt das Publikum. Im Sekretariat gibt es die Auskunft, man könne die Schüler nicht zum Thema Rechtsextremismus einladen, weil die Rechten sich dann verweigerten. Fazit: Man muß die Schüler austricksen, ja belügen in der Hoffnung, daß der eingeladene Referent die guten und schönen Ideen zwangsweise und hinterrücks in die Köpfe transportiert.

    Ortermin: Leipzig-Grünau, Realschule. Auf dem Gang begegnet einem ein Farbiger in Anzug und mit Krawatte. Afrodeutscher? Amerikaner? Afrikaner? "Ein Hutu in Grünau" heißt das gut gemeinte Motto. Was lehrt uns das? Afrikaner, also Ausländer, handeln nicht immer mit Drogen, sondern wissen sogar, wie man einen Schlips bindet. Es gibt auch nette und gebildete Afrikaner. In Afrika ist es schön. Afrikaner lieben ihre Heimat. Sie lernen auch Deutsch, wenn sie hier leben. Die Begegnung mit Menschen anderer Hautfarbe verändert jedoch keine Vorurteile. Das bestätigen sowohl die Psychologie als auch die Ethnologie. Aber welcher gut meinenden Lehrer will davon etwas wissen? Vorurteile verändern sich nur ein einer Situation, in der diejenigen, die Vorurteile haben, auf diejenigen, gegen die sie Vorurteile haben, angewiesen sind. Vorurteile verändern sich nur durch Erfahrungen. Ein Hutu in Grünau verändert ausschließlich das Vorurteil, daß alle Neger Bananenröckchen tragen. Der Hutu bleibt "Ausländer", zu dem man eventuell höflich und nett ist. Aber Afrodeutsche sind weiterhin, wenn man die Rechten fragen, die dem Hutu die Hand gedrückt haben, ein Produkt der "Rassenschande". Und es ist schier unmöglich, ein rationales Argument zu finden, das diese Idee "widerlegt". Es liegt in der Natur von Vorurteilen, daß sie sich nicht "widerlegen" lassen.

    Diejenigen, die den Afrikaner nicht sehen wollten, haben sich in einem Klassenraum versammelt. Als nicht ganz freiwillige Alternative zum Afro-Kontakt gibt es eine Veranstaltung über Rechtsextremismus. Eine verschüchterte Lehrerin mit Hartfaserfrisur und sechzehn männliche Schüler ohne Frisur, aber allesamt eindeutig gekleidet, mehr als die Hälfte mit einem "LoNSdale"-T-Shirt. Auf die Frage an die Lehrerin, was die Aufschrift bedeute, antwortet die: "Ich glaube, das ist heute so eine Mode unter den Jugendlichen."

    Ortstermin: ein Gymnasium in Dresden. Die Veranstaltung zum Thema ist freiwillig. Ein nach hinten aufsteigender Raum, der für den Physikunterricht gedacht ist, halb gefüllt, alle Schüler drängen sich auf den hinteren Sitzen. Drei Lehrer warten einsam und schweigend in der ersten Reihe. Die nicht besetzten Stühle sind auf die Tische gestellt, so daß der Referent zwischen den Stuhlbeinen auf sein Publikum blickt. Das pädagogische Personal macht keine Anstalten, diesen Zustand zu beenden, grüßt weder beim Anfang noch am Schluß der Veranstaltung, sondern verläßt ebenso schweigend den Raum. Die Schüler haben mehrfach über bestimmte Passagen des Vortrags gekichert und gelacht und sich offenbar amüsiert. Einige bedanken sich und meinen, das habe ihnen gefallen. Im Lehrerzimmer wird der Kommentar kolportiert, der Tonfall des Referenten "sei dem Thema nicht angemessen" gewesen.

  3. Fazit: Schüler lernen wie kleine Kinder und Erwachsene: durch Imitation und Vorbild, nicht durch Analyse. Das Inhalt des mit aufklärerischem Pathos Gesagten ist nur zweitrangig, wichtig ist ein glaubwürdig vermitteltes moralisches Motiv, zum Beispiel kein Rassist oder Antisemit zu sein. Politische Einstellungen sind immer ein Resultat ganz persönlicher Erfahrungen und müssen, auch wenn sie schockierend und falsch sind, in diesem Sinn ernst genommen werden. Die falschen Ideen kommen nur so aus den Köpfen heraus, wie sie hineingekommen sind: Man lernt jemanden kennen, der besser ist als derjenige, den man sich bisher zum Vorbild genommen hatte. Es ist jedoch aussichtlos, einem Pädagogen, der in den Augen seiner Schüler ein verklemmter Trottel ist, per Curriculum befehlen zu wollen: Sei spontan und humorvoll! So etwas lernt man nicht in der Schule.
< < zurück©Burkhard Schröder